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9. November 2023

Fahrbericht Audi Q8: Neues Gesicht für das Offroad-Coupé

Fünf Jahre ist es her, dass Audi den Q8 in der chilenischen Atacama-Wüste der Presse vorstellte. „Die Macher haben sich Respekt verdient“, urteilte das Auto-Medienportal damals über den so praktischen wie provokativ gezeichneten Boliden.

Jetzt ist es Zeit für eine Produktaufwertung: Wir konnten das Auto auf den Straßen um Kapstadt und das Kap der Guten Hoffnung erfahren – womit Audi der Tradition exotischer Präsentations-Orte treu bleibt. Zur Auswahl standen der 3,0-Liter-Diesel namens 50 TDI mit 286 PS (210 kW), der 3,0-Lliter-Ottomotor 55 TFSI mit 340 PS (250 kW) und der SQ8 mit V8 und 507 PS (373 kW). Es gibt auch noch das Einstiegsmodell 45 TDI mit 231 PS (170 kW), ein RS Q8 wird folgen.

Die Änderungen sind hauptsächlich optischer Natur; sie sind dezent genug ausgefallen, um die Besitzer der bisherigen Version nicht zu vergrätzen, aber deutlich genug, um die Kauflust anzuregen. So verfügt der Q8 über eine neugestaltete Front, welche nunmehr laut Audi die Horizontale betonen will. Der bislang recht zerklüftete Kühlergrill ist weniger stark segmentiert und wird nunmehr von rundlichen Zierelementen dominiert, die Scheinwerfer-Waschanlage ist schöner integriert. Die Heckschürze betont den Diffusor-Look stärker als bisher, und besonders gut finden wir, dass die Auspuffblenden voll durchströmt werden.

Auch die Räder wurden weiterentwickelt. Die Radgrößen beginnen bei 20 Zoll, für 21 und 22 Zoll gibt es teilweise neue Designs, und jetzt gibt es sogar auch 23-Zoll-Räder, die für unseren Geschmack allerdings die Harmonie der Proportionen ein wenig stören.

Die Scheinwerfer befinden sich technisch auf neuestem Stand, passend zur „Lighting Brand“ als die Audi sich sieht. Das Tagfahrlicht ist als Linie nach oben in den Scheinwerfer gewandert. Zudem kann man – je nach Scheinwerfer-Ausbaustufe – vier verschiedene Signaturen wählen. Eine besondere Herausforderung war die Integration des Laserlichts. LED-Licht ist beim Q8 Serie, auf Wunsch gibt es LED-Matrix-Licht und als dritte Variante HD-Matrix-LED-Scheinwerfer, die ab 70km/h ein deutlich besseres Laser-Fernlicht zuschalten.

Am Heck kommen gegen Aufpreis zum Lichtstreifen weitere OLED-Elemente hinzu. Die unteren OLED-Segmente haben eine zusätzliche Sicherheitsfunktion und leuchten auf, wenn ein Fahrzeug oder eine Person näher als 2 Meter an den Q8 herankommen.

Im Interieur hat sich wenig getan. Das nach wie vor technisch-funktional wirkende Armaturenbrett bleibt praktisch unverändert, und es gibt weiterhin kein Vierspeichenlenkrad, weil der Q8 auf eine relativ alte Lenkradgeneration abgestimmt ist. Drei der neun angebotenen Dekoreinlagen sind neu im Angebot. Das Infotainment wurde überarbeitet: Auf Apps von Drittanbietern kann man jetzt direkt zugreifen. Kleiner Gag: Der Q8 zeigt jetzt im Fahrerdisplay in der animierten Heckansicht Blink- und Bremslichter an. Verarbeitung und Anmutungen sind unverändert über jeden Tadel erhaben: Audi bleibt Messlatte.

Wie fährt sich das Ganze? Nicht viel anders als vorher, und das bedeutet: Hervorragend. Das beginnt bei den großzügigen Platzverhältnissen vorn und hinten – wobei eigentlich auch eine hintere Einzelsitzanlage gut zum Q8 passen würde. Der Gepäckraum ist ausgesprochen üppig und natürlich erweiterbar.

Je nach Variante sind Allradlenkung, eine adaptive Luftfederung und eine aktive Wankstabilisierung verbaut; beim SQ8 ist alles davon Serie. Damit lässt sich der Grenzbereich sehr weit nach oben verschieben; auch bei zügiger Fahrweise auf der Landstraße lässt sich dieser SUV nicht aus der Ruhe bringen, kann flink um die Kurven zirkeln.

Die angebotenen Antriebe passen gut zum Q8; mit dem 286 PS starken V6 TDI konnten wir völlig problemlos den offiziellen WLTP-Verbrauch unterbieten. Etwas mehr Laufkultur wäre schön, aber der V6 TDI ist mit Sicherheit die vernünftigste Wahl für den Q8. Das sehen übrigens auch die Kunden so, die sich in Deutschland zu 50 Prozent für ihn entscheiden. Der eine oder andere von ihnen wird sich – genau wie wir – gefragt haben, warum Audi eigentlich den famosen V8 TDI, der von 2019 bis 2020 nur ein Jahr lang im SQ8 angeboten wurde, so hastig eingestampft hat.

Die bessere Akustik besitzt der V6 TFSI, der allerdings auch deutlich mehr verbraucht und überdies weniger Drehmoment liefert als der stärkere der beiden TDI-Modelle. Für Fahrerlebnisse der gehobenen Art zuständig ist der SQ8 mit seiner phantastischen Kombination aus Laufruhe, Klang und Leistung, perfekt ergänzt durch das nochmals agilere Fahrverhalten. Wer einen rennstreckentauglichen SUV sucht, muss auf den RS Q8 warten – oder sich bei den Schwestermarken in Zuffenhausen oder in Sant´Agata Bolognese umsehen. Die dort auf der gleichen Plattform gebauten Modelle, der Porsche Cayenne und der Lamborghini Urus, sind nochmals spitzer ausgelegt.

Die Sechs-Zylinder-Varianten des Q8 sind mit Starter-Generator als Mildhybrid ausgeprägt; über diese sinnvolle, kosten- und gewichtsfreundliche Technik hinaus hat die Kundschaft offensichtlich keinen Bedarf an einer Elektrifizierung. Und schließlich gibt es ja noch den vollelektrischen Q8 e-tron: Es handelt sich dabei um ein völlig eigenständiges Modell, in allen Dimensionen kleiner und auch billiger als der hier vorgestellte Verbrenner.

Seit Markteinführung hat Audi 200.000 Einheiten des Q8 verkauft, die meisten davon in den USA, gefolgt von der EU und China. Die aktuellen Verbesserungen halten ihn für die nächsten Jahre frisch. Als 45 TDI Quattro kostet der Q8 86.700 Euro, der 50 TDI Quattro kostet nur 3000 Euro mehr. Der 55 TFSI Quattro liegt bei 89.900 Euro, der SQ8 bei 119.500 Euro. 

Daten Audi Q8 50 TDI Quattro

Länge x Breite x Höhe (m): 4,99 x 2,00, x 1,70
Radstand (m): 3,00
Antrieb: V6-TDI, 2967 ccm, AWD, 8-Gang-Aut.
Leistung: 210 kW/286 PS bei 3500 U/min
Max. Drehmoment: 600 Nm bei 1750 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 241 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 6,1 Sek.
Verbrauch (WLTP): 8,0 l
CO2-Emissionen: 210 g/km
Leergewicht/Zuladung: 2235 kg/665 kg
Max. Anhängelast: 2800 kg
Kofferraum: 605–1755 Liter
Basispreis: 89.700 Euro

(Quelle: Matthias Knödler, cen)


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