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03. Januar 2024

Fahrbericht Audi Q8 e-Tron Dakar: Elektroauto mit kultigen Anwandlungen

Höhergelegte Karosserie, rustikale Anbauteile, graphische Effekte: Die Premiumhersteller wie Porsche und Lamborghini haben mit dem 911 Dakar und dem Huracán Sterrato Sondermodelle mit Kultcharakter aufgelegt. Jetzt will Audi auf den Zug aufspringen – mit der Edition Dakar auf Basis des Q8 e-Tron. Exakt 1000 Stück will Audi produzieren, 99 davon mit Sonderbeklebung und dem sinnfälligen Namen „Edition 99“.

Der Q8 e-Tron Dakar wird pünktlich zum Start der 2024er Rallye Dakar präsentiert, die in Saudi-Arabien stattfindet und ihren Namen als Reminiszenz an die legendäre Rallye Paris-Dakar versteht. Optisch lehnt sich die Sonderserie an das Rallyeauto RS Q e-Tron an, das im Gegensatz zum Q8 e-Tron allerdings über den Attribut eines benzingetriebenen Range-Extender-Motors verfügt (der die Batterien vermutlich mindestens so sauber auflädt wie das deutsche Stromnetz).

Audi hat sich der Dakar-Variante eingehend gewidmet: Am Fahrwerk wurden 70 Teile verändert, um den Wagen 6,5 Zentimeter höherlegen zu können. Die Spur wurde um 5,7 Zentimeter herausgezogen, die Radläufe sind entsprechend verbreitert. Dachträger und eine Outdoortasche sind serienmäßig, bis zu 40 Kilogramm können am Dach geladen werden. Die beim regulären Q8 e-Tron aufpreispflichtigen Kamera-Außenspiegel verringern die Fahrzeugbreite; ihre Darstellung ist gewöhnungsbedürftig.

Von außen ist die Edition Dakar vor allem am Grill in Wagenfarbe und dem kontrastfarbenen Schweller zu unterscheiden, vor allem aber auch an der mitgelieferten 18-Zoll-Felge, die mit grobstolligen Geländereifen des Typs General Grabber AT3 bezogen ist. Für den Einsatz im Citydschungel genügen die ebenfalls mitgelieferten Sommerreifen auf konventionellen 20-Zoll-Rädern. Sie vergrößern die Reichweite des Elektroantriebs um stolze 50 Kilometer.

Schon der reguläre Q8 e-Tron verfügt über sehr gute Off-Road-Eigenschaften, die Edition Dakar legt noch einmal richtig nach. Davon konnten wir uns jetzt bei ausgiebigen Testfahrten in der Wüste von Oman überzeugen – und zwar am Steuer einer Limited Edition 99. Innen wird hier weitgehend die reguläre S-Line-Ausstattung geboten, nach einer Plakette sucht man vergebens. Dafür ist die Seriennummer in der Folierung auf der C-Säule vermerkt. Spezielle Fußmatten und Edelstahlauflagen auf der Pedalerie sorgen für rustikales Flair.

Für extreme Geländesituationen wählen wir den für die Edition Dakar neu eingeführten Modus Offroad. Er muss bei jedem Neustart des Autos bewusst erneut einschalten. Die maximale Höhe wird bis 50 km/h beibehalten, darüber senkt sich der Q8 e-Tron stufenweise ab. Der Bildschirmhintergrund verfügt über eine eigene Offroad-Graphik.

Zuerst geht es auf breiter Schotterstraße zügig zur Sache. Der Edition Dakar lässt sich auch bei deutlich über 100 km/h sehr gutmütig bewegen, leichte Drifts werden erlaubt, gleichzeitig bügelt das Luftfahrwerk das eingefahrene Waschbrett in erstaunlicher Weise weg. Trotz 2,6 Tonnen Gewicht wirkt das Auto überraschend leicht, es kommt Fahrspaß auf.

Das Terrain wird jetzt schwieriger, wir kommen in mit Steinen verblockte Abfahrten, das Offroadtalent beginnt zu glänzen. Die Edition Dakar meistert anspruchsvolles Gelände, bleibt dabei jedoch komfortabel. Zweimal durchfahren wir eine Wadi, 30 Zentimeter Wattiefe sind keine Spitzenleistung. Trotzdem gibt es für den Dakar keine HD-Matrix-Scheinwerfer, weil das Auto im Vergleich zum Ausgangsmodell zu hoch liegt.

Der Dakar basiert auf dem Q8 e-Tron 55, der bis zu 300 kW (408 PS) leistet. So ausgerüstet spurtet er in 5,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h, die Vmax liegt bei 200 km/h. Im optimistischen WLTP-Zyklus sind bis zu 450 Kilometer Reichweite drin.

Der Einstandspreis des Edition Dakar liegt bei rund 120.000 Euro, mehr als 30.000 Euro oberhalb des 55; ausstattungsbereinigt schrumpft der Aufschlag auf rund 10.000 Euro. Weitere 10.000 Euro sind für die Edition 99 fällig. Wir finden: Dieses Auto macht Spaß, der Offroad-Charakter bringt viel Emotion. Ob die Sonderserie allerdings zum Sammlerstück avanciert, wie die höhergelegten Varianten von Porsche und Lamborghini, bleibt abzuwarten 

(Quelle: Matthias Knödler, cen)


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