26. Juli 2025
Praxistest Opel Frontera 1.2 Hybrid: Geräumig, sparsam, günstig
Der Frontera strebt den rechten Winkel an, die Front steht steil im Wind, auch die Seiten erlauben sich kaum Radien in der Vertikalen. Das verleiht der Karosserie nicht nur einen markanten Charakter, sondern macht sie auch geräumig. Auf fast 4,4 Metern Länge kommen vier Mitfahrer höchst komfortabel unter, mit einer kleinen Einbuße finden auf der hinteren Bank auch drei Passagiere Platz. Vorne entlasten die neuen Intelli-Sitze mit einem ausgeklügelten Flächenkonzept den verlängerten Rücken und sind auch auf längeren Strecken höchst bequem. Ablagen in der Mittelkonsole mit variablem Stauvolumen und eine sehr glattflächige Armaturentafel mit zwei zehn Zoll großen Displays ordnen den Raum und sorgen für optische Gelassenheit. Hinten bleibt genügend Raum für Knie und Kopf, bei fast 1,9 Metern Karosseriebreite bleibt es auch um die Schultern der Hinterbänkler luftig.
Großzügigkeit herrscht auch im Kofferraum. Zwar ist, wie an manchen Stellen im Innenraum auch im Gepäckabteil zu erkennen, dass Opel den Frontera mit einem kräftig angespitzten Rotstift kalkuliert hat und man so hin und wieder auf eher billiges Material stößt, doch glänzt der Laderaum mit Volumen. 460 Liter passen hinein, wenn die Rücksitzlehnen vertikal positioniert sind, klappt man sie im asymmetrischen Verhältnis 40:60 nach vorne, wächst die Transportkapazität auf satte 1600 Liter. Fast 500 Kilogramm darf das SUV einladen, das sollte in den meisten Fällen ausreichen. Opel gewährt mit der optionalen Reling eine maximale Dachlast von 240 Kilogramm. Das ist für alle Dachzeltcamper eine gute Nachricht, dürfte aber die Fahrdynamik ordentlich ausbremsen. Dem entgegen steht eine sehr verhaltene Anhängelast. Lediglich 1250 Kilogramm sind gestattet, als potenter Zugwagen wird dieser Opel nicht in die Geschichte eingehen.
Maximalen Komfort bei minimaler Ablenkung soll der Frontera bei der Bedienung bieten. Und in der Tat sind die Menüebenen flach gehalten. Die meisten Funktion werden über den mittleren Touchscreen gesteuert, der berühmte Fehltipp, wenn eine Unebenheit die Fuhre zum Wackeln bringt, bleibt nicht aus. Auch auf einen richtigen Lautstärkeregler wurde verzichtet. Das Volumen der Radios kann entweder über die Tasten am Multifunktionslenkrad erhöht oder gesenkt werden oder man versucht die mit Plus und Minus gekennzeichneten Schaltflächen rechts im Display zu erwischen. Immerhin wird der Klimawandel im Innenraum über reale Tasten unter dem Display herbeigeführt. Das funktioniert ausgezeichnet, auch wenn sich der Luftfluss über die Ausströmdüsen in der Schalttafel nur ungenau einstellen lässt. Auch die nervigsten aller Fahrassistenten, Geschwindigkeitswarnung und Spurwächter, können per Tastendruck ausgeschaltet werden.
Gestartet wird der 1,2-Liter-Benziner mit einem ganz konventionellen Schlüssel über ein Zündschloss. Das hatten wir lange nicht mehr. Der Motor klingt leicht nörgelig, als wolle er die Arbeit lieber dem Elektrokollegen im sechsgängigen Doppelkupplungsgetriebe überlassen, der mit sanftem Nachdruck das Anfahren unterstützt und helfend beim Zwischenspurt einspringt, dies aber aufgrund des sehr knapp bemessenen Stromvorrats nur über wenige Sekunden schafft. Wer nach dem Start losschleicht, bewegt sich fast geräuschlos, spätestens aber, wenn mehr Fahrt aufgenommen werden soll, übernimmt der Verbrenner – und das nicht immer ruckfrei und schon gar nicht geräuschlos.
136 PS (100 kW) leistet der Dreizylinder, der Elektriker, der mit 48 Volt arbeitet, steuert bis zu 16 kW (21 PS) bei. Damit lässt sich der Frontera hinreichend zügig bewegen, 8,8 Sekunden für den Standardsprint sind ein sehr akzeptabler Wert. Bis zum Erreichen der Höchstgeschwindigkeit von 194 km/h vergeht eine Weile, das Gleiten bereit also mehr Vergnügen als die Hetze. Belohnt wird der, der es moderat angeht. 5,2 Liter Treibstoffverbrauch werden als WLTP-Wert angegeben, aber auch der Konsum von 6,1 Litern Benzin auf 100 Kilometer, die unsere Testfahrten ergaben, sind immer noch recht ansprechend. Zumal eine Menge Luft nach unten ist, mit gezügeltem Gasfuß lässt sich der Hybrid-Frontera durchaus mit weniger als fünf Litern Verbrauch bewegen.
Das Fahrverhalten geht in Ordnung, auch wenn der Frontera keine Sportskanone ist. Die Federung arbeitet mit viel Gefühl und lässt nur arge kurze Stöße durchdringen, die Bremsen fallen durch Durchschnittlichkeit auf. Die Lenkung könnte vor allem in der Stadt und beim Rangieren etwas mehr Unterstützung vertragen, bei schneller Fahrt geradeaus oder in Kurven bleibt sie präzise und gefühlvoll. Dass Opel für das Lenkrad die modische Formatierungen mit zweifach abgeflachtem Kranz gewählt hat, stört dabei nicht weiter.
So gering wie die Bedienungsmenüs im Auto sind auch die Optionen in der Preisliste. Empfehlenswert sind die Pakete „Tech“ und „Komfort“, damit kommen etwa Sitz- und Lenkradheizung, LED-Nebelscheinwerfer, die Dachreling und eine Rückfahrkamera an Bord. Insgesamt bleibt der Kaufpreis auch damit noch moderat. Es kann gut sein, dass der Frontera frischen Wind in die Opel-Segel bläst, die wegen des schwächelnden Astra zuletzt etwas schlaff am Mast hingen.
Daten Opel Frontera 1.2 DI Hybrid
Länge x Breite x Höhe (m): 4,39 x 1,85 x 1,64
Radstand (m): 2,67
Antrieb: R3, Benziner, 1199 ccm, FWD, Aut.
Leistung: 100 kW/136 PS bei 5500 U/min
Max. Drehmoment: 230 Nm bei 1750 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 194 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 8,8 Sek.
Durchschnittsverbrauch (WLTP): 5,2 Liter
CO2-Emissionen (WLTP): 119 g/km
Testverbrauch: 6,1 Liter
Leergewicht / Zuladung: min. 1343 kg / max. 487 kg
Max. Anhängelast: 1250 kg
Kofferraumvolumen: 460–1600 Liter
Preis: 23.900 Euro
Testwagenpreis: 29.200 Euro
(Quelle: Michael Kirchberger, cen)