06. November 2025
Praxistest Leapmotor B10: Der Preiskämpfer
Praxistauglicher ist allerdings der B10 mit dem 67,1 kWh leistenden Akku, der eine Reichweite von 434 Kilometern ermöglicht. So ausgerüstet kostet das jüngste Modell der Marke 32.400 Euro – immer noch ein durchaus verlockendes Argument, das auch die konzerninterne Konkurrenz zum Nachdenken bringen wird. Als Antrieb steht ein 160 kW (217 PS) starker E-Motor bereit, der 1,8 Tonnen Leergewicht in Fahrt halten muss. Angesichts eines überschaubaren Drehmoments von 240 Newtonmetern gehört der B10 nicht unbedingt zu den stürmischen Vertretern seiner Art, doch das will er auch gar nicht sein. Dank der neuen, speziell für die internationalen Märkte entwickelten neuen Plattform ist der B10 mit seinen 1800 Kilogramm fast schon ein Leichtgewicht und erreicht nach acht Sekunden Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 170 km/h erreicht.
Beim Design hebt sich der Leapmotor B10 nicht von seinen Mitbewerbern ab. Die Silhouette entspricht der international vereinbarten Formensprache und zeigt am Heck einen Hauch von Porsche Macan. Liebe kreative Geister der weltweiten Automobilindustrie, es wird endlich Zeit, dass ihr euch neue Designlösungen einfallen lasst, wenn sich das Straßenbild nicht zu einem Einheitsbrei entwickeln soll.
Im Innenraum dominiert die digitale Welt mit zwei Monitoren und einmal gestartet, zeigt der B10 ein überraschend in Richtung Komfort abgestimmtes Fahrwerk. Dem Menschen hinter dem Lenkrad stehen drei Fahreinstellungen zur Verfügung, wobei sich die Stufe Sport empfiehlt, wenn eine präzisere Lenkung gewünscht wird. Die Standardeinstellung vermittelt einfach zu wenig Rückmeldung. Sport bedeutet in diesem konkreten Fall aber ansonsten keinen Wechsel zu einer härteren und temperamentvolleren Gangart – die komfortable Ausrichtung bleibt erhalten. Der B10 schluckt die schlimmsten Verfehlungen der Infrastruktur, und auch die akustische Belästigung hält sich in Grenzen. Erst jenseits der 140-km/h-Marke kommen Windgeräusche ins Spiel, ohne übermäßig lästig zu werden.
Im Innenraum erwarten den Leapmotor-Piloten und seine Passagiere ein aufgeräumtes Interieur mit vielen Ablagen und wertig wirkenden Materialien, die sauber verarbeitet sind. Die wechselnde Ambientebeleuchtung bringt gute Laune, und auch für die Hinterbänkler steht ausreichend Platz bereit. In das Gepäckabteil passen 420 bis 1300 Liter, ausreichend für den Urlaub oder den Besuch im Heimwerkermarkt. Die Sitze – in der gehobenen Version beheizt und mit Massagefunktion – sind wie das gesamte Fahrzeug in Richtung Komfort ausgelegt, könnten aber etwas mehr Seitenhalt bieten.
Bei entsprechender Fahrweise und der auf höchster Stufe eingestellten Rekuperation lassen sich die von den Entwicklern versprochenen Verbrauchswerte durchaus erreichen. Als Durchschnitt Verbrauch verspricht Leapmotor 17,3 kWh – im Alltag variiert das Verlangen nach Energie zwischen 15 kWh und 18 kWh. An der Schnellladesäule ist der B10 nach rund einer halben Stunde wieder geladen.
Unterwegs zeigt sich das kompakte SUV von seiner gelassenen Seite, erreicht gute Traktionswerte, nur ist das B10 von seiner ganzen Anlage her kein Kurvenräuber und bevorzugt eine unaufgeregte Fahrweise. Im Vergleich zu den ersten Modellen der Marke hält er sich akustisch angenehm zurück und warnt jetzt mit dezenten Geräuschen, um auf Tempoüberschreitungen und ähnliches hinzuweisen, und außerdem lassen sich die tönenden Begleiter vollständig ausschalten. Das empfiehlt sich auch für den Spurhalteassistenten, der viel zu stark eingreift, wenn er eine Abweichung ermittelt hat. Allerdings wäre es wünschenswert, das wie bei den anderen Stellantis-Marken über einen zentralen Schalter erledigen zu können.
Weniger unaufgeregt ist allerdings die Bedienung im ansonsten angenehmen B10. Liebe Leapmotor-Leute, warum können einfache Dinge nicht einfach bleiben? Der B10 wird über eine Kontakt-Karte im Scheckkartenformat gestartet, und um hinter das Lenkrad zu gelangen muss ein Kontakt am linken Außenspiegel gefunden werden. Tagsüber ist das kein Problem, doch auf einem unbeleuchteten Parkplatz im Regen hilft erst die Taschenlampe im Smartphone, um den Kontakt zu finden. Eine kleine LED wäre hilfreich, von Keyless-Entry gar nicht zu sprechen. Gestartet wird der B10, indem die Karte auf einen Kontakt in der Mittelkonsole gelegt wird, was nicht immer reibungslos funktioniert. Während andere Hersteller analoge Schalter wieder entdeckt haben, werden auch banale Dinge wie der Start der heizbaren Heckscheibe über den 14,6 Zoll messenden Tochscreen bedient. Hier wäre weniger durchaus mehr, um die Ablenkung vom Verkehrsgeschehen zu verringern.
Daten Leapmotor B10 (67,1 kWh)
Länge x Breite x Höhe (m): 4,51 x 1,88 x 1,65
Radstand (m): 2,74
Antrieb: Elektro, Heckantrieb
Gesamtleistung: 160 kW / 217 PS
Max. Drehmoment: 240 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 8,0 Sek.
Reichweite: 434 km (WLTP)
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 17,3 kWh
CO2-Emissionen: 0 g/km (WLTP)
Leergewicht / Zuladung: min. 1845 kg / max. 435 kg
Preis: 32.400 Euro
(Quelle: Walther Wuttke, cen)