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25. Juli 2025

Praxistest Kia Picanto: Mit dem Kleinsten auf großer Fahrt

Der Picanto ist nicht nur der kleinste Kia, sondern auch einer der letzten echten Kleinstwagen auf dem deutschen Markt. Als wendiger und effizienter Gefährte für Pflegekräfte, Pizzaboten, Einsteiger oder urbaner Einkaufswagen ist der nur 3,60 Meter Stadtflitzer gefragter denn je. Und auch wenn der Aktionsradius dieser Fahrzeuggattung im allgemeinen kurz hinterm Ortsausgangsschild aufhört, der Kleine kann auch die große Tour, wie wir bei einer Termin-Trip kreuz und quer durch die Republik er-fahren haben.

Startpunkt: Hamburg, kurz nach Sonnenaufgang. Der schneeweiße Picanto steht bereit in seiner sportlichen GT-line-Ausstattung, frisch modellgepflegt und kantiger als je zuvor. Der breite Grill mit scharf geschnittenen LED-Streifen, die durchgehende Lichtleiste am Heck mit Diffusor und die die breiteren Kotflügel mit 16-Zoll-Felgen: Der Kleine sieht ganz schön erwachsen aus.

Der Innenraum macht einen funktionalen Eindruck. Vorne sitzt man überraschend luftig, das Cockpit ist klar gegliedert, das 8-Zoll-Display mit Navigation ragt zentral aus der Armaturentafel. Smartphone-Integration via Android Auto und Apple CarPlay sind serienmäßig. Ebenso wie Over-the-Air-Updates – eine Seltenheit in dieser Klasse. Digitale Cockpit-Instrumente, Bluetooth mit Spracherkennung, Klimaautomatik, elektrisch beheizte Außenspiegel und Fensterheber ringsum – von Kleinstwagen ist in der Ausstattung nichts zu spüren.

Erste Etappe Hamburg-Berlin. Die A24 hat als ehemalige Transitstrecke zwischen BRD und DDR nichts von ihrer Eintönigkeit und Langeweile verloren. Und ist damit zugleich eine ideale Teststrecke, um die Dauerlauf- und Überholqualitäten des kleinen Koreaners kennen zu lernen. Unter der Haube unseres Testwagens arbeitet die stärkere der beiden Benzinvarianten mit 79 PS (58 kW). Klingt nach wenig – ist es auch. Doch das Gewicht von knapp unter einer Tonne hilft. Der 1,2-Liter Vierzylinder schnurrt ruhig vor sich hin, solange man ihn nicht jenseits der 4000 Umdrehungen quält.

Das serinenmäßige Fünfgang-Schaltgetriebe, das wir dem optional erhältlichen automatisierten vorgezogen haben, schaltet präzise. Muss es auch, denn mit dem überschaubaren Drehmoment von 113 Newtonmeter wollen Überholvorgänge gut geplant sein. Soll heißen: Runterschalten, an der Vorderwagen ansaugen, rausziehen, Pedal aufs Bodenblech und wieder nach rechts einschwingen. Auf die Art und Weise geht’s flüssig voran, auch durch die Kette der stumpf hintereinander trottenden Linksfahrer, die am Horizont einen LKW sehen.

In der Hauptstadt empfängt uns der von Baustellen geplagte Verkehr in Mitte und Prenzlauer Berg. Der Picanto kontert mit innerstädtischer Leichtigkeit, zwischen Alexanderplatz und Invalidenstraße ist der Wagen in seinem natürlichen Habitat. Mit einem Wendekreis von unter zehn Metern und dem gut dosierten Lenkgefühl fädelt man zielsicher durch die Spuren auf Karl-Marx-Allee und Unter den Linden. Vor allem aber beim Einparken auf engstem Raum kommt der Kleine groß raus: Rückfahrkamera, Parksensoren, die angenehm steile Heckscheibe – man braucht fast keine Spiegel mehr. Ein echtes Großstadtkind, das vor der Philharmonie wie vor dem Späti eine gute Figur macht.

Wieder raus aus der Stadt, rein in die ostdeutsche Weite. Die Fahrt Richtung Süden auf A9 und A4, durch die Brandenburger Waldgebiete, entlang der weithin sichtbaren Wind- und Solar-Parks Sachsen-Anhalts und Sachsen sowie den Ausläufern des Thüringer Waldes wird zum fließenden Streckenstück. Vorbei an geschichtsträchtigen Orten wie die Lutherstadt Wittenberg, Leipzig, Weimar, Buchenwald, Jena und Eisenach geht dem Kleinen in steileren Passagen schon mal die Puste aus, aber auch hier macht das direkte Getriebe den Unterschied. Wer sich mit 120 km/h im rechten Streifen anfreundet, kommt entspannt durch. Und spart dabei Sprit: 5,3 Liter zeigt der Bordcomputer nach dieser Etappe. Wer es darauf anlegt, schafft auf der Landstraße auch unter fünf.

Dabei überrascht der Komfort fast mehr als der Verbrauch. Dank des lang abgestimmten Getriebes bleibt das Geräuschniveau selbst bei höherem Tempo erträglich. Die Federung ist ausgewogen, das komfortbetonte Fahrwerk steckt Wellen und Querfugen ohne großes Poltern weg. Der für einen Kleinstwagen lange Radstand von 2,40 Meter sorgt für eine gewisse Souveränität, und selbst bei flotter Fahrt bleibt der Kleine spurtreu. Eine Erleichterung auf der Langstrecke ist der Tempomat, der mit aktivem Spurfolgeassistenten den Wagen auf den eintönigen Autobahnabschnitten zuverlässig in der Mitte der Fahrbahn hält – auch wenn er in Baustellenabschnitten mit seinem Gepiepe nervt.

Angekommen in Frankfurt, kommt der nächste Charaktertest: Großstadtverkehr mit Aggressionspotenzial. Doch in den Wolkenkratzerschluchten zwischen Messe und Mainkai spielt der Kia erneut seine Qualitäten aus: Kurze Abmessungen, direkter Antritt im unteren Drehzahlbereich, gute Übersicht – so wühlt man sich flink durch die Rushhour von Mainhatten. Und wenn’s mal eng wird, hilft die Assistenz-Armada: Der serienmäßige Frontkollisionswarner erkennt Fußgänger wie Fahrräder, der aktive Totwinkelassistent herannahende Fahrzeuge und reagiert bei Bedarf automatisch mit Lenk- und Bremseingriff. Und auch der Querverkehrswarner bewahrt uns beim Zurücksetzen aus Einfahrten oder quer zur Fahrbahn liegenden Parklücken vor Blechschäden.

Auf der nächsten Etappe nach München warten auf der A3 die langgezogenen Kurven des Spessarts, flankiert von ausgedehnten Mischwäldern und Fachwerkdörfern auf den Hügelkuppen. Die durchgängig sechsspurig ausgebaute Autobahn schlängelt sich über die markante Hasetalbrücke mit einem Hauch Serpentinen-Feeling im Schnellstraßenformat. Die Kurven kommen zahlreich und zügig, das Auto liegt angenehm neutral und fährt dank des langen Radstands und der straffen Abstimmung sehr souverän. Allein, an der einen oder anderen Steigung fehlt es wieder an Reserven und Schaltarbeit ist gefragt.

Ab Würzburg beginnt der landschaftlich schönste Teil der Tour: durch Mainfranken, vorbei an den Rebstöcken des Steigervorwalds, mit Blick auf Weinberge, Klöster und Windräder. Ein kurzer Abstecher nach Sommerach, an der südlichen Mainschleife auf einer romantischen Weininsel gelegen, um, nun ja, die Transportqualitäten des Picanto zu testen. 255 Liter Kofferraum sind nicht viel, vier Kisten Wein lassen sich aber bequem zum Reisegepäck stauen.

Bei Nürnberg wechseln wir auf die A9 und die heimliche Rennstrecke Deutschlands. Auf dem beinahe schnurgeraden Abschnitt von der fränkischen Alb bis ins Altmühltal scheint noch der letzte Autofahrer den Schumi in sich zu wecken. Ob A6, X5 oder auch Touran oder Mondeo, es wird geheizt, was Gaspedal und Tank hergeben. Wir machen mit und geben dem Picanto die Sporen. Mit Rückenwind und leichtem Gefälle reißen wir sogar die 170er-Marke – von wegen rollendes Hindernis. Okay, beim Anstieg auf die bayerische Hochebene werden daraus schnell wieder max 130, aber immerhin.

In München angekommen, läppert die A9 schließlich in den Mittleren Ring aus. Hier schiebt sich der Verkehr im Stop-and-Go-Marsch wie ein Prozessionszug durch die bayerische Landeshauptstadt. Der Picanto fühlt sich auch hier pudelwohl, mit schnellem Antritt werden die Lücken genutzt, bis die ersehnte Ausfahrt erreicht ist. Ein Parkplatz in Schwabing? Ist mit dem Stadtfloh immer zu haben. Die weit größere Überraschung: Entspannt und bester Laune steigt man aus dem Auto, selbst nach fast 1300 Kilometern drückt und zwickt es weder im Kreuz noch in den Beinen. Zeit für Freunde und Feierabend, das Helle im Biergarten ist wohlverdient.

Der nächste Morgen, wieder auf der Autobahn, diesmal mit Alpenblick. Wir machen einen kurzen Schlenker über die südliche Grenze der Republik, in Salzburg warten neue Modelle auf ihre Probefahrt. Auf der A8 gleitet der Picanto vorbei an Bayerns Bilderbuchlandschaften. Der Irschenberg türmt sich auf wie ein letzter Prüfstein für den Kleinen. Im dritten Gang geht’s hinauf, hurtig vorbei an Reisemobilen und Sattelschleppern. Oben angekommen, werden Autofahrer mit Fernblick auf die Märklin-Eisenbahn-Landschaft mit Zwiebelturmdörfern und Alpensilhouette belohnt. Salzburg kommt in Sicht, die Festung thront über der Altstadt, der barocke Altstadtkern wirkt wie ein Gemälde. Ein kurzer Schlenker durch die Mozartstadt zeigt, wie wenig Platz auch in Österreichs Gassen bleibt – und wie willkommen ein kurzer Wendekreis und gute Übersicht sind.

Auf dem Rückweg machen wir Halt auf dem Rastplatz Chiemsee. Das Wasser schwappt hier quasi an den Autobahnrand – und bei Dauerregen so manches Mal auch schon mal darüber. Der Blick geht zur Herreninsel mit Schloss Herrenchiemsee, das Bayernkönig Ludwig II 1878 nach Vorbild von Schloß Versailles erbauen ließ. Weniger märchenhaft wird der lange Rückweg, Kilometer fressen ist angesagt. Doch das Vertrauen in die Langstreckenqualitäten des Kleinen sind in den letzten Tagen gewachsen. Den Rest erledigt ein gutes Hörbuch auf den Ohren.

Spät abends steht der Picanto wieder in Hamburg, 2298 Kilometer stehen auf dem Bordcomputer. Der Kleinstwagen hat nicht nur durchgehalten, sondern überzeugt – mit einer Mischung aus Agilität, Komfort und vor allem Effizienz. Am Ende stehen 4,6 Liter Durchschnittsverbrauch, damit exakt 105,7 Liter Kraftstoff, für 177,57 Euro (Durchschnittswert 1,68 Euro) – ein Preis, bei dem nicht nur Bahnfahren zum Luxus wird. 

Daten Kia Picanto 1.2 GT-line

Länge x Breite x Höhe (m): 3,60 x 1,60 x 1,49
Radstand (m): 2,40

Antrieb: 4-Zyl.-Benziner, 1197 ccm, Frontantrieb, 5-Gang-Schaltgetriebe
Gesamtleistung/Leistung: 79 PS/58 kW bei 6000 U/min
Max. Drehmoment: 113 Nm bei 4200 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 159 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 13,1 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: .5,6 Liter
CO2-Emissionen (WLTP): 127 g/km
Effizienzklasse: D
Schadstoffklasse: 6e
Leergewicht (EU)/ Zuladung: min. 990 kg / max. 425 kg
Kofferraumvolumen: 255-1010 Liter
Testwagenpreis: 21.190 Euro

(Quelle: Frank Wald, cen)