01. August 2025
Praxistest Kia EV 3: Gelungenes Statement
Das klingt jetzt nach Lobhudelei, doch der EV 3 – mit 4,30 Meter in der Golf-Klasse unterwegs – steht für ein angenehm nutzbares Elektroauto, das auf überflüssige technische Effekte verzichtet und den Nutzer einfach mitnimmt. Das Design ist wie gewohnt sachlich, und passt sich in die Formensprache der Marke ein. Auf den ersten Blick gibt sich der EV 3 als Kia zu erkennen, und die Mischung aus Kanten, Linien und Rundungen überzeugte offensichtlich auch die Juroren der Red Dot-Auszeichnung. Im Innenraum setzt sich die Sachlichkeit der Karosserie fort. Die Materialien machen einen wertigen Eindruck und sind gut verarbeitet. Dass sich knapp 30 Kilogramm wiederaufbereitete Materialien im Innenraum verteilen, fällt auch dem kritischsten Blick nicht auf.
Der Mensch hinter dem Lenkrad und seine Begleitung blicken auf eine großzügige Informationszentrale, die sich unter der Windschutzscheibe ausbreitet. Die analoge Welt ist durch Schalter vertreten. Insgesamt werden die wichtigsten Fahrdaten und die Schaltzentrale für die Assistenz- und Unterhaltungssysteme auf einer Breite von 30 Zoll dargestellt. Das unbedingt zu empfehlende Head-up-Display rundet das Informationsangebot ab. Beim Innenraum nutzten die Interieur-Kreativen die Vorteile der Elektromobilität und schufen mehr Platz als es die übersichtlichen Abmessungen erwarten lassen. Auch großgewachsene Menschen finden im Fond ausreichend Platz. Eng wird es erst, wenn sich die drei Erwachsene den Platz teilen müssen. Der Kofferraum hat Ferien-Format, wobei allerdings die hohe Ladekante beim Beladen stört. Mehr Auto braucht eigentlich niemand, es sei denn eine Großfamilie geht auf Tour. Dann sollte sie in den Kia EV 9 wechseln, doch der steht hier nicht zur Debatte.
Als Basis für den aktuell kompaktesten Kia-Stromer wählten die Entwickler die E-GMP-Plattform und eine 400-Volt-Technik, was auf den ersten Blick enttäuschend klingt, doch im Alltag kommen der EV 3 und sein Pilot (oder Pilotin) damit gut zurecht. Mit dem großen 81,4 kWh großen Akku (daneben gibt es auch einen kleineren Energiespeicher mit 58,3 kWh) kommt der 150 kW starke EV 3 laut Kia bis zu 563 Kilometer weit. Beruhigend für Reichweiten-Feiglinge. Bei entsprechender Fahrweise in der Einstellung „normal“ löst der EV 3 das Versprechen auch weitgehend ein.
Allerdings überlassen die Koreaner nichts dem Zufall und schicken den kompakten Familienfreund mit dem System „Smart Regeneration Plus“ auf die Straße. Unterstützt von den Daten des Navigationssystems passt der EV 3 das Tempo an, ohne das der Mensch hinter dem Lenkrad aktiv eingreifen muss. Das System kann kostenlos „over the air“ aus dem Kia Connect Store angefordert werden und belohnt den Nutzer mit einem reduzierten Verbrauch.
Mit einem Testverbrauch von 17,1 kWh (Kia gibt 14,9 kWh an) gehört der EV 3 zu den sparsameren Vertretern seiner Zunft, und an der Ladesäule vergehen rund 30 Minuten, bis der Akku aufgeladen ist. Die maximale Ladeleistung liegt bei 130 kW.
Beim Fahrwerk spendierten die Entwickler dem EV 3 eine konventionelle MacPherson-Vorderachse und hinten eine Mehrlenkerachse, was sich während der Fahrt in einen gelungenen Kompromiss aus Komfort und Dynamik übersetzt. Hindernisse im Asphalt wie Schlaglöcher oder Temposchwellen werden von dem kompakten Kia sehr gut geschluckt. Im Kapitel Fahrdynamik entkräftet der EV 3 endgültig das Langeweile-Vorurteil. Die direkte Lenkung und die zupackenden Bremsen ermöglichen rasante Kurvenfahrten, und wenn der Slogan nicht schon nach Bayern vergeben wäre, könnte man dem Kia glatt das Siegel „Freude am Fahren“ vergeben. Dass die Sprachsteuerung wie beim Wettbewerb nicht immer auf das freundliche „Hey Kia“ wie gewünscht reagiert, fällt dabei nicht weiter ins Gewicht.
Die Preisliste für den Kia EV 3 mit dem 58,3 kWh großen Energiespeicher beginnt bei 35.990 Euro, für die Variante mit dem 81,4 kWh starken Akku werden mindestens 41.390 Euro fällig.
Daten Kia EV 3
Länge x Breite x Höhe (m): 4,30 x 1,85 x 1,56
Radstand (m): 2,68
Antrieb: Elektro, FWD
Gesamtleistung: 150 kW / 204 PS
Max. Drehmoment: 283 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 7,9 Sek.
Batteriegröße: 81,4 kWh
WLTP-Reichweite: 563 km
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 14,9 kWh
Testverbrauch: 17,1 kWh
Leergewicht / Zuladung: min. 1885 kg / max. 470 kg
Preis: 41.390 Euro
(Quelle: Walther Wuttke, cen)