06. August 2025
Praxistest KGM Actyon: Mittelklasse-SUV mit Licht und Schatten
Wir waren mit der teuersten Ausstattungsvariante unterwegs, die treffend den Namen „Lux“ führt. Sie kostet 42.250 Euro, rund 6500 Euro mehr als das Grundmodell. Dafür ist unter anderem eine sechsstufige Automatik an Bord, eine 360-Grad-Kamera, alle erdenklichen Assistenten und eine elektrisch öffnende Heckklappe.
Robust und mit einem Hauch von Eleganz steht der Actyon auf den 20 Zoll großen Leichtmetallrädern. An der steilen Vorderfront verbindet ein horizontales Leuchtenband die beiden sichelförmigen LED-Scheinwerfer. Die beiden schwarzen Hakengebilde auf beiden Seiten kurz vor der den A-Säulen, sie erinnern ein wenig an die Klampen zum Festmachen auf Sportbooten, helfen hier nicht beim Anlegen und erfüllen auch sonst keine Aufgaben außer einen Beitrag zur Abenteuer-Optik zu leisten. Das Heck erinnert mit seinen ansteigenden Flanken hinter den Rädern ein wenig an Land-Rover-Design und folgt so dem geschmacklichen Mainstream.
Das Interieur wirkt wohnlich und weniger verspielt als das Äußere, die Farben sind gut abgestimmt und auf Wunsch gibt es sogar ein zweifarbiges Interieur. Auf den ersten Blick gefällt auch die Materialzusammenstellung, erst beim genaueren Hinsehen und zarten Berührungen offenbaren sich raue und spröde Stellen, die nicht sonderlich griffsympathisch sind. Edel wirken jedoch die roten Steppnähte auf Armaturentafel und an den Sitzen. Das Platzangebot ist wohlbemessen. Vorne finden sich viel Platz für die Ellbogen und ausreichend viele Ablagen. Im Fond herrscht ebenfalls kein Raummangel, die Passagiere auf der Rückbank reisen komfortabel, genießen außerdem viel Kopf- und Beinfreiheit.
Das Kofferraumvolumen geht ebenfalls in Ordnung, 668 bis 1660 Liter Gepäck oder Ladegut lassen sich befördern, je nachdem, wie die Rücksitzlehnen eingestellt werden. Mit 500 Kilogramm setzt auch die erlaubte Zuladung des Korea-SUV kaum Grenzen, bei der Anhängelast begnügt sich KGM allerdings mit nur 1500 Kilogramm, was in dieser Klasse eher gering ist. Beim VW Tiguan etwa liegt das minimal erlaubte Anhängergewicht bei 1600 kg, bei den stärkeren und allradgetriebenen Versionen bei bis zu 2300 Kilogramm.
Wählen ist beim Lack für den Action erlaubt, sogar ein zweifarbiger Außenanstrich ist gegen Aufpreis möglich. Beim Antrieb ist aber dann Schluss mit den Möglichkeiten der Individualisierung. Wie bei fast allen seinen Markenbrüdern steckt unter der Haube des KGM-SUV ein 1,5-Liter-Turbobenziner mit vier Zylindern und 165 PS (120 kW) Leistung. Frontantrieb ist die Regel, auf Wunsch und für 2200 Euro Aufpreis wird ein Allradantrieb eingebaut. Der ist aber nur für die wirklichen Offroad-Enthusiasten und für Wald, Feld und Revier empfehlenswert, denn den Vorderrädern gelingt es in aller Regel die 280 Newtonmeter Drehmomentspitze verlustfrei auf die Straße zu übertragen.
Die Fahrleistungen bewegen sich im Durchschnitt des Wettbewerbsumfeldes. 191 km/h Spitze und eine Beschleunigung von 0 auf 100 in handgestoppten 9,5 Sekunden ziehen zwar die Wurst nicht vom Teller, genügen aber im Alltag für wohltemperiertes Vorwärtskommen. Dabei sollte es der nachhaltig besonnene Fahrer auch bewenden lassen, denn schon bei eher verhaltener Fahrt entwickelt der Action einen beachtlichen Durst: Wer das Gaspedal mehr als streichelt, muss mit einem Konsum von 10 Litern Benzin und mehr auf 100 Kilometer rechnen. Das ist eine ganze Menge zu viel und kann auch nicht allein durch das hohe Leergewicht von gut 1600 Kilogramm erklärt werden. Die Reichweite ist bei 50 Liter Tankvolumen ebenfalls bescheiden. Der Motor klingt kraftvoll, leise ist er nicht. Auf Dauer und vor allem beim Beschleunigen nervt das kräftige Dröhnen, das nicht gerade von einer gelungenen Geräuschdämmung kündet.
Versöhnlich springt dann die Federung, die anständigen Komfort auf langen Wellen und kurzen Stößen anbietet. Erkauft wird das allerdings durch deutliche Karosserieneigungen in Kurven, was den Koreaner das Prädikat Kurvenkünstler kostet, da er insbesondere bei schnellen Kombinationen gerne aus dem Tritt gerät und dann auf die salbungsvollen Kräfte des ESP angewiesen ist – was die Situation stets frühzeitig entspannt. Bei Bremsen und Lenkung sind keine Auffälligkeiten zu verzeichnen.
Die Bedienung erfolgt hauptsächlich über die beiden 12,3 Zoll großen Displays vor dem Fahrer, wie alle Insassen hockt er auf belederten Sitzen, von denen die vorderen beheiz- und belüftbar sind. Das Multifunktionslenkrad hat sechs Ecken, was beim Parkmanöver bisweilen stört, und beherbergt eine ganze Reihe von Fernbedienungstasten. Die Bedienung geschieht weitgehend ohne direktem Zugriff, der Weg führt über die langen Menüs, einige Funktionen lassen sich jedoch auch über die Lenkradtasten steuern. Besonders unangenehm ist die Ungenauigkeit der Geschwindigkeitswarnung, die aufdringlich bei der geringsten Überschreitung losrandaliert. Vor allem aber bemerkt sie nicht, wenn eine 30er-Zone endet und bimmelt immer weiter vor sich hin. Hier wären wir für eine baldige Änderung der Vorgaben mehr als dankbar.
Der Actyon von KGM ist ein komfortables, optisch gelungenes Mid-Size-SUV zu einem günstigen Preis, der vor allem beim Spitzenmodell die wesentlichen Komfort- und Sicherheitsausstattungen beinhaltet und so ein attraktives Angebot darstellt. Ob das noch relative kleine Händlernetz genügt, die sportlichen Pläne der frischen Marke zu unterstützen, wird sich zeigen.
Daten KGM Actyon
Länge x Breite x Höhe (m): 4,74 x 1,91 x 1,68
Radstand (m): 2,68
Antrieb: R4-Benziner, 1497 ccm, FWD, Aut.
Leistung: 120 kW / 163 PS
Max. Drehmoment: 280 Nm bei 1500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 191 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 9,5 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 8–9 l/100 km
CO2-Emissionen: 190-210 g/km
Leergewicht / Zuladung: min. 1650 kg / 500 kg
Max. Anhängelast: 1500 kg
Kofferraumvolumen: 668–1660 Liter
Basispreis: 35.790 Euro
Testwagenpreis: 43.450 Euro
(Quelle: Michael Kirchberger, cen)