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21. August 2025

Praxistest GWM Ora 07: Chinesisches Geduldsspiel

Mit dem GWM Ora 07 ist man an der Ladesäule nie lange allein. Es könnte an dem Blickfang-Design der chinesischen Coupé-Limousine liegen, das gekonnt mit Porsche- und Bentley-Zitaten spielt. Vermutlich aber auch daran, dass sie so selten auf unseren Straßen zu sehen ist. Das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg zählte im ersten Halbjahr 2025 gerade mal 34 Neuzulassungen und nur 14 davon in der Frontantriebs-Version, mit der wir unterwegs waren. Zeit zum Plaudern bleibt jedenfalls reichlich, steht man doch häufig doppelt so lange wie die anderen an der Säule.

Damit ist auch schon eine, wenn nicht die größte Schwäche des formschön geschnittenen Viertürers genannt. Die Batterie bietet 67 Kilowattstunden Bruttokapazität (64,3 kW netto) und damit eine WLTP-Reichweite von bis zu 440 Kilometern. Im Alltag liegt der Wert allerdings spürbar niedriger, um die 320 bis 350 Kilometer, und auf der Autobahn sinkt die Zahl noch weiter. Wer mit Tempo 130 reist, darf auch schon nach 250 Kilometern nach einer Säule suchen. Theoretisch kein Problem, praktisch jedoch eine Geduldsprobe, denn geladen wird mit maximal 88 kW. Das heißt, gemessene 40 Minuten von 10 auf 80 Prozent, danach sackt die Kurve drastisch ab. Die Konkurrenten Hyundai Ioniq 6, Tesla Model 3 oder Polestar 4 sind in derselben Zeit schon längst wieder unterwegs. So wird eine Fahrt von Hamburg nach Frankfurt zum Geduldsspiel.

Dafür gefällt der Stromer im städtischen und suburbanen Raum. Mit seiner Länge von 4,87 Metern wirkt er imposant, aber die runde Karosserie nimmt ihm optisch die Schwere. Verschwindende Türgriffe und rahmenlose Scheiben tragen zum Premium-Eindruck bei. Und schon beim Einstieg versteht es der Ora, die Insassen zu umgarnen. Zündungsknopf? Braucht es nicht. Stattdessen erkennt das Auto den Fahrer, begrüßt ihn mit einem animierten Goldfisch, der von links nach rechts quer über alle Bildschirme zum großen Display in der Mitte des Armaturenbretts schwimmt, und stellt die Fahrbereitschaft her – sofern der Gurt geschlossen ist. Nicht angeschnallt bewegt sich der Wagen keinen Zentimeter. Was in der Theorie nach Sicherheit klingt, nervt in der Praxis bei jedem Rangiermanöver. Ähnlich kompromisslos meldet sich die Überwachung während der Fahrt. Schon ein kurzer Blick aufs Navi wird mit Ermahnungen quittiert, oft gefolgt von weiteren schroffen Maßregelungen, weil das Tempo um 1 km/h überschritten oder die Spur nicht wie vorgegeben eingehalten wird. Dankbar erinnern wir uns an den Tipp des Testwagenüberführers, wie die Systeme per Tastenkombination schnell abgeschaltet werden können – was in den folgenden Tagen zur schnell geübten Routine nach dem Starten wird.

Der Antrieb muss mit einem 150 kW (204 PS) starken Elektromotor auskommen, der den rund zwei Tonnen schweren Ora souverän aus der Stadt auf Landstraßentempo bringt. 8,2 Sekunden sind zwar kein Sportwagenwert, fühlen sich aber kräftig genug an. Die Spitze liegt bei 170 km/h, was in den meisten Fällen völlig ausreicht. Fährt man die doch ohnehin selten aus, um nicht noch schneller wieder an der Ladesäule zu stehen. Das Datenblatt verspricht einen WLTP-Verbrauch von 16,5 kWh, unser Bordcomputer zeigte stets mindestens 18 kWh, bei entsprechender Last auch gerne mehr an.

Besonders angenehm ist die Geräuschkulisse. Selbst bei höherem Tempo auf der Autobahn bleiben Wind und Fahrbahnlärm überraschend dezent, was angesichts der rahmenlosen Türen eine kleine Ingenieursleistung darstellt. Dazu passt die Federung: straff, aber nicht unkomfortabel, souverän in Kurven, ein wenig polterig über Kopfsteinpflaster. Die Lenkung ist direkt und bietet auch in dynamischen Passagen ein gutes Feedback, das durch drei wählbare Fahr- und Lenkmodusfunktionen entsprechend angepasst werden kann.

Ansonsten ist der Ora ein angenehmer Begleiter. GWM hat verstanden, womit man in Europa punkten kann. Kunstlederbezüge, ein Panoramaglasdach von A- bis C-Säule, dazu ein aufgeräumtes Cockpit mit vielen Anleihen bei Porsche wie die ineinander greifenden Rundinstrumente, der Power-Button rechts unten im Lenkrad oder die frei schwebende Mittelkonsole, die mit ihren massiven Dreh- und Kippschaltern für klare Bedienung sorgt. Das 12,3-Zoll-Display ist gestochen scharf und flott, Android Auto und Apple CarPlay laufen kabellos. In der von uns gefahrenen Version Pro ist ein gestochen scharfes Head-up-Display und ein Infinity-Soundsystem an Bord. Vorne gibt es noch USB-A-Anschlüsse, hinten immerhin auch USB-C. Die Sprachsteuerung versteht – meistens – die grundlegenden Kommandos, sogar für die Fensterheber und den Kofferraum.

Die angenehm weich gepolsterten Sitze bieten in der Version Pro Heizung, Belüftung und sogar Massagefunktion. Dazu kommen vielfach elektrische Verstellmöglichkeiten für Fahrer und Beifahrer. Hinten freut man sich über ordentliche Beinfreiheit, solange man keine zwei Meter misst, drückt das Coupédach Köpfe von Großgewachsenen früher oder später gegen das Panoramaglas. Eindeutige Schwachpunkte sind dafür der Kofferraum und die Zuladung: Lediglich 333 Liter Volumen sind durch eine winzige Öffnung zu friemeln und insgesamt dürfen nicht mehr als 350 Kilogramm transportiert werden? Urlaubsfahrten zu viert sind da nur mit leichtem Gepäck zu machen.

Die Preise hingegen stimmen wieder fröhlich. Die von uns gefahrene Version Pro kostet ab 44.490 Euro. Das ist gemessen am Format und üppiger Ausstattung absolut konkurrenzfähig in dieser Klasse. Neben den bereits genannten Features wie Head-up- und Soundsystem, Panorama-Glasdach kommt die Version Pro ab Werk außerdem mit LED-Scheinwerfer, Ambientebeleuchtung, 360-Grad-Durchsicht-Kamera, elektrisch gesteuerte Heckklappe und ausfahrbarem Heckspoiler. Die Liste der Komfort- und Sicherheits-Goodies umfasst gut zwei DIN-A4-Seiten – für deren Aufzählung die Zeit an der Ladesäule dann doch schon wieder knapp werden könnte. 

Daten Ora 07 Pro

Länge x Breite x Höhe (m): 4,87 x 1,86 x 1,50
Radstand (m): 2,87
Antrieb: Elektrisch, 150 kW (204 PS), Frontantrieb, Automatikgetriebe
Max. Drehmoment: 340 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 8,2 Sek.
Batteriekapazität: 67 kWh (64,3 kWh netto)
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 16,5 kWh
Reichweite (WLTP): 440 km
Ladeleistung: 11 kW AC/ 88 kW DC
Leergewicht / Zuladung: 2065 kg min./ 350 kg max.
Kofferraumvolumen: 333–1045 Liter
Basispreis: 44.490 Euro

(Quelle: Frank Wald, cen)