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14. Oktober 2025

Praxistest Audi A6 Avant e-Tron: Zurück zur Normalität

Na also, es geht doch: Nach dem holprigen Einstieg der deutschen Hersteller in die
Elektromobilität, fahren sie mit ihren neuesten Modellen immer mehr auf Augenhöhe mit
der kalifornischen und asiatischen Konkurrenz. Das jedenfalls war unser Eindruck nach
zwei Wochen Test mit dem Audi A6 Avant e-Tron Performance. Neben rein
elektrospezifischen Vorzügen wie dem 800-Volt-System mit bis zu 270 kW Ladeleistung
und einer 100 kWh Batterie, die im Idealfall 720 Kilometer Reichweite generiert, sticht vor
allem eine gute deutsche Autobauertugend buchstäblich ins Auge: Produktqualität.

Der erste Eindruck zählt – und der A6 Avant e-Tron Performance liefert. Von einem Kombi
jedenfalls ist nichts zu sehen, eher erinnert er an ein Shooting Brake. Das knapp fünf
Meter lange Fahrzeug steht flach und gestreckt auf der Straße, mit sanft abfallender
Dachlinie, coupéhaftem Heck und nahezu geschlossener Front. Der Singleframe-Grill ist
nur noch angedeutet, flankiert von schmalen LED-Augen, deren digitale Lichtsignaturen
nach Belieben verändert werden können. Am Heck zieht ein durchgehendes OLED-
Leuchtenband den Blick auf sich, das je nach Fahrsituation Warn- oder
Begrüßungsanimationen zeigt. Dazu glatte Flächen, versenkte Türgriffe, optionale Digital-
Außenspiegel und ein cW-Wert von 0,24 – der Avant wirkt nicht wie ein Kombi-
Kompromiss aus Raum und Stil, sondern wie ein Statement.

Der Innenraum hält, was die Hülle verspricht, ein Audi-typisches Erlebnis aus Materialien,
Licht und Technik. Stoffbezogene Sportsitze mit Kunstleder-Applikationen, textilverkleidete
Türpaneele, gebürstetes Aluminium, lackierte Flächen – alles greift harmonisch
ineinander. Das Panoramadisplay zieht sich im Curved-Design quer durchs Cockpit: ein
11,9-Zoll-Instrumentendisplay, ein 14,5-Zoll-Touchscreen in der Mitte, dazu optional ein
10,9-Zoll-Beifahrer-Display und ein Augmented-Reality-Head-up-Display, das Pfeile und
Spuren direkt auf die Straße projiziert. Selbst das Panoramadach lässt sich per
Flüssigkristalltechnik abdunkeln – was man sonst eher in Luxuslimousinen sieht.

Auch in Sachen Raumgefühl kann der Avant überzeugen. Mit fast drei Metern Radstand
genießen Passagiere vorne wie hinten großzügige Platzverhältnisse. Der Kofferraum
bietet 502 bis 1422 Liter Stauraum – Kombi bleibt Kombi, auch wenn die Form anderes
vermuten lässt. Für Ladekabel oder kleinere Gepäckstücke gibt’s zusätzlich einen 27-Liter-
Frunk unter der Fronthaube. Die Sportsitze unseres Testwagens boten hohen Komfort und
satten Seitenhalt, auch auf langen Strecken. Einziger Wermutstropfen: Im Fond sitzen
großgewachsene Mitfahrer mit angewinkelten Knien, was der dicken Batterie im
Unterboden geschuldet ist.

Unter dem eleganten Kleid steckt die neue Premium Platform Electric (PPE), die Audi
gemeinsam mit Porsche entwickelt hat. Sie ermöglicht das 800-Volt-System, mit dem
Ladeleistungen bis 270 kW möglich sein sollen. Im Idealfall heißt das: 10 bis 80 Prozent
Batterieladung in nur 21 Minuten. Am Ende schaffte unser Testwagen zwar nie ganz die
angegebene Ladeleistung, aber mit stabilen 210 bis 240 kW war der Akku schneller
wieder fit als man einen Cappuccino trinken konnte. Hilfreich im urbanen Alltag sind auch
die zwei Ladeanschlüsse – CCS-Schnellladung links, Typ 2 für Wechselstrom rechts, was
das Einparken an engen Stationen deutlich einfacher macht. Ärgerlich bleibt jedoch die
magere AC-Ladeleistung von nur 11 kW – hier dauert eine volle Ladung mehr als 9
Stunden.

Denn die Batterie bringt es immerhin auf 100 kWh brutto, 94,9 kWh netto, was laut WLTP
bis zu 720 Kilometer Reichweite ermöglichen soll. In der Realität sind es eher 500
Kilometer, weil sich der Verbrauch schon bei mäßig-sportlicher Fahrweise doch bei rund
25 kWh einpendelt. Wer es ruhiger angeht, kommt auch mit 20 kWh aus – immer noch ein
respektabler Wert in dieser Fahrzeugklasse. Unterstützt wird die Effizienz durch die
Rekuperation bis zu 220 kW, die sich über Lenkrad-Paddel steuern lässt. Zwischen
sanftem Gleiten, klassischem Segeln und One-Pedal-Driving ist alles möglich.

Und damit sind wir beim Fahren. Auch hier zeigt Audi einmal mehr beste deutsche
Ingenieurskunst. Das elektrische Herz arbeitet fein dosiert und kultiviert. Der Wagen
beschleunigt kraftvoll, aber nie ruppig. Der Heckantrieb liefert 270 kW (367 PS) und 565
Nm Drehmoment, was den Stromer in 5,4 Sekunden auf 100 km/h schnellen lässt. Bei 210
km/h ist Schluss – eine elektronische Limitierung, die für den Alltag allerdings mehr als
ausreichend ist.

Die optionale Luftfederung, kombiniert mit einem schärfer abgestimmten Fahrwerk als
beim SUV-Bruder Q6, verleiht dem „Kombi“ trotz 2,2 Tonnen Gewicht eine überraschende
Leichtigkeit, bügelt Bodenwellen glatt, bleibt aber straff genug, um auch auf kurvigen
Landstraßen ein Grinsen ins Gesicht zu zaubern. Besonders im Dynamic-Modus macht
der Avant richtig Spaß. Die Lenkung ist präzise, das Heck spielt leichtfüßig mit, bleibt aber
immer beherrschbar. Im Balance-Modus wird er zum souveränen und spurtreuen
Langstrecken-Gleiter, mit dem selbst hunderte Autobahnkilometer fast wie Kurzstrecken
erscheinen.

Weniger überzeugend waren die Assistenzsysteme. Zwar überwacht eine Armada aus
Sensoren und Kameras das Umfeld, mit denen selbst in schmalen Tiefgaragen stressfrei
zu rangieren ist. Dafür reagiert der Spurassistent zu nervös, und der Tempowarner plärrt
schon bei kleinsten Überschreitungen. Das nervt, aber immerhin lassen sich viele
Systeme nach kurzer Eingewöhnung individualisieren oder auf Knopfdruck deaktivieren.
Doch wie immer hat Premium seinen Preis – vor allem bei Audi. Wer wie wir den A6 Avant
e-Tron performance fährt, muss mindestens 77.200 Euro investieren. Mit Extras wie
Luftfahrwerk, digitalen Kamera-Außenspiegeln, AR-Head-up-Display, Panorama-Glasdach
und, und, und klettert der Preis auch schnell über 90.000 Euro. Damit spielt er zwar auf
Augenhöhe mit seinen direkten Konkurrenten BMW i5 und Mercedes EQE, bleibt aber
immer ein kostspieliger Spaß.

Doch unterm Strich zeigt der Audi A6 Avant e-Tron Performance, wie sich Elektromobilität
anfühlen sollte: ruhig, stark, edel – und so vertraut, dass man den Wechsel vom
Verbrenner kaum bemerkt. Insofern steht er sinnbildlich für das, was deutsche Hersteller
lange versäumt haben: Elektromobilität als Weiterentwicklung, nicht als Bruch. Der
elektrische A6 ist kein Aufbruch ins Unbekannte, sondern eine Rückkehr zur Normalität.
Denn wer ihn fährt, will ihn nicht mehr abstellen, wer ihn bezahlt, reibt sich allerdings auch
zweimal die Augen.

Daten Audi A6 Avant e-Tron Performance

Länge x Breite x Höhe (m): 4,93 x 1,92 x 1,53
Radstand (m): 2,95
Antrieb: Elektrisch, 270 kW (367 PS), Heckantrieb
Max. Drehmoment: 565 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 5,4 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 17,0-14,8 kWh
Batteriekapazität, brutto/netto: 100 kWh/94,9 kWh
Reichweite (WLTP): 628-720 km
Max. Ladeleistung: 11 kW AC/ 270 kW DC
Leergewicht / Zuladung: 2260 kg / 500 kg
Kofferraumvolumen: 502-1422 Liter + 27 Liter (Frunk)
Anhängelast: 2100 kg
Preis: ab 77.200 Euro

(Quelle: Frank Wald, cen)