31. Oktober 2025
Fahrbericht Mitsubishi Grandis: Crossover mit französischem Akzent
Was sofort auffällt: Der Grandis gibt sich zwar eigenständig, ist es aber kaum. Trotz Mitsubishi-Front und neu gestaltetem Heck bleibt der Eindruck, dass man hier einen Renault mit anderem Logo fährt. Das gilt nicht nur fürs Design, sondern auch für Technik, Antrieb und Cockpit. Wer den Symbioz kennt, wird im Grandis kaum Überraschungen erleben – abgesehen vielleicht von der leicht anderen Abstimmung.
Das Design orientiert sich an Mitsubishis aktueller Formensprache mit dem markentypischen „Dynamic Shield“-Grill, schmalen LED-Scheinwerfern und einer klaren Seitenlinie. Front und vor allem das Heck unterscheiden sich deutlich vom Renault, die Proportionen und die Karosserieform sind jedoch nahezu identisch. Die optische Abgrenzung bleibt dezent.
Im Innenraum setzen sich die Parallelen fort. Das Cockpit übernimmt weitgehend das Layout des Symbioz – einschließlich des vertikal angeordnete 10,4-Zoll-Infotainmentdisplay (ab Intro Edition) und der digitalen Instrumente hinterm Lenkrad. Technisch ist das keine schlechte Nachricht: Das System basiert auf der Google-Plattform und ermöglicht Online-Navigation, Sprachsteuerung und App-Zugriff. Die Bedienung gelingt intuitiv, über Android Auto und Apple CarPlay sind Smartphones ebenfalls integriert. Die Darstellung ist klar, die Bedienung erfolgt schnell und ohne Verzögerung. Allein, dem Innenraum fehlt es an japanischer Eigenständigkeit. Wer einen Mitsubishi erwartet, findet stattdessen ein Renault-Cockpit mit leicht veränderter Farbgebung.
Immerhin: Die Materialqualität ist solide. Die Oberflächen im Sichtbereich sind ordentlich verarbeitet, die Ergonomie überzeugt und die Sitze bieten guten Seitenhalt sowie ausreichend Verstellmöglichkeiten. In höheren Ausstattungslinien kommen Softtouch-Oberflächen und Ambientebeleuchtung hinzu.
Zu den größten Stärken des Grandis zählt tatsächlich das Raumangebot. Fahrer und Beifahrer sitzen luftig, die Kopffreiheit ist großzügig. Die Rückbank ist längs verschiebbar und ermöglicht eine variable Nutzung des Innenraums. Das Kofferraumvolumen beträgt dann bis zu 708 Liter beim Mildhybrid, mit umgeklappten Lehnen 1682 Liter, beim Vollhybrid sind es bis zu 624 und 1582 Liter. Die niedrige Ladekante erleichtert das Beladen, in den höheren Ausstattungen öffnet die Heckklappe elektrisch.
Beim Antrieb stehen zwei Varianten zur Wahl. Der 1,3-Liter-Turbobenziner leistet 140 PS (103 kW) und ist mit einem 12-Volt-Mildhybridsystem kombiniert. Der Vollhybrid setzt auf einen 1,8-Liter-Benziner und zwei Elektromotoren, die gemeinsam 158 PS Systemleistung (116 kW) erzeugen. Auch hier stammen beide Antriebe aus dem Renault-Regal.
Im urbanen Bummelverkehr arbeitet der Vollhybrid leise und effizient. Auf kurzen Strecken gleitet der Grandis sogar rein elektrisch dahin, wobei der Wechsel zwischen den Antriebsarten meist unmerklich erfolgt. Erst beim stärkeren Beschleunigen steigt die Drehzahl deutlich an, was sich akustisch bemerkbar macht. Das Multi-Mode-Getriebe schaltet nicht klassisch, sondern kombiniert feste Übersetzungen mit elektrischer Regelung. Es arbeitet insgesamt harmonisch, reagiert aber mit Verzögerung auf spontane Leistungsabrufe.
Der Mildhybrid zeigt einen anderen Charakter. Der kleine Turbobenziner mit Startergenerator wirkt – wohlwollend gesprochen – engagiert, ist aber nicht besonders durchzugsstark und leidet unter einem spürbaren Turboloch. Überholmanöver erfordern Planung und auch auf der Autobahn fehlt es an Reserven. Dafür läuft der Motor kultiviert, das Doppelkupplungsgetriebe schaltet angenehm direkt, wenn auch mit Verzögerung. Beim Verbrauch liegt der Vollhybrid nach der ersten Probefahrt mit rund 5,8 Litern klar vorn, während der Mildhybrid noch einen Liter mehr benötigte – beides akzeptabel, aber nicht herausragend.
Die Abstimmung des Fahrwerks ist komfortorientiert. Unebenheiten werden zuverlässig gefiltert, selbst auf 19-Zoll-Rädern bleibt der Abrollkomfort gut. Nur auf Querfugen und grobem Asphalt wirkt das Auto etwas steifbeinig. In schnellen Kurven zeigt der Grandis zwar spürbare Seitenneigung, bleibt aber sicher und berechenbar. Die Lenkung arbeitet leichtgängig und ausreichend präzise, bietet aber einen Tick zu wenig Rückmeldung.
Unterwegs überzeugt der Grandis mit Übersichtlichkeit, leisem Innenraum und unkomplizierter Bedienung. Die Rundumsicht ist gut, die Sitze bieten angenehmen Seitenhalt, die Polsterung ist angenehm fest und die hohe Sitzposition vermittelt ein sicheres Gefühl. Auf langen Strecken gefällt die gute Geräuschdämmung: Wind- und Abrollgeräusche bleiben dezent im Hintergrund. Das SUV vermittelt ein insgesamt ruhiges und unaufgeregtes Fahrgefühl.
Beim Thema Assistenzsysteme bietet Mitsubishi fast das volle Programm, vieles davon allerdings erst in höheren Ausstattungslinien. Immer an Bord sind unter anderem Spurhalte- und Notbremsassistent, Verkehrszeichenerkennung und Müdigkeitswarner. In den Topversionen gesellen sich Spurfolge- und Totwinkelassistent, adaptive Geschwindigkeitsregelung sowie Auspark- und Ausstiegsassistent hinzu. Lobenswert ist die gut funktionierende 360-Grad-Kamera, mit der das Rangieren auch in engen Straßen mühelos gelingt, der Spurhalteassistent greift allerdings mitunter – vor allem in engen Kurven – zu stark ein.
Die Preisstruktur für den Grandis in Deutschland ist übersichtlich. Angeboten wird das Kompakt-SUV in vier Ausstattungen, wobei die Basisversion „Diamant“ ab 28.990 Euro (u.a. mit LED-Scheinwerfer, Rückfahrkamera, Smart-Key-System) allein dem Mildhybrid-Einstiegsmodell mit 6-Gang-Schaltgetriebe vorbehalten ist. Erst die Version „Diamant Plus“ ist ab 30.990 Euro (u.a. Klimaautomatik, Sitzheizung und induktive Handy-Ladefunktion) für alle drei Antriebe zu haben. Das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe kostet jeweils 2000 Euro mehr und für den stärkeren Vollhybrid kommen noch einmal 1000 Euro hinzu.
Die so genannte „Intro Edition“, die Mitsubishi Deutschland bei Modelleinführungen anbietet, ist sowohl als Mildhybrid ab 34.490 Euro (6-Gang-MT) und als Vollhybrid ab 37.490 Euro erhältlich. Sie umfasst unter anderem 360-Grad-Kameras, eine sensorgesteuerte Heckklappe, Google built-in sowie so gut wie alle digitalen Services und Assistenzsysteme der höchsten Ausstattung „Diamant Top“. Das Topmodell (inkl. dimmbarem Panorama-Glasdach, Premium Sound-System, schwarze Ledersitze) ist nur mit Doppelkupplungs- oder Vollhybridantrieb zu haben und kostet als Mildhybrid 39.890 Euro, respektive 40.890 Euro für den Vollhybrid.
Unterm Strich ist der Grandis damit sogar etwas teurer als sein französisches Pendant. Anders als dieser gewährt Mitsubishi allerdings fünf Jahre Herstellergarantie, die bei regelmäßiger Wartung beim Vertragshändler sogar auf bis zu acht Jahre verlängert werden kann.
Daten Mitsubishi Grandis 1.8 Hybrid AT
Länge x Breite x Höhe (m): 4,41 x 1,80 x 1,58
Radstand (m): 2,64
Antrieb: Vollhybrid, 4-Zyl.-Benziner, 1789 ccm, 109 PS (80 kW), FWD, Automatik
Max. Drehmoment: 170 Nm bei 3500/min
Elektromotor: 36 kW (49 PS)
Max-Drehmoment: 205 Nm bei 0-1630/min
Gesamtleistung: 158 PS (116 kW)
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 9,1 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: k.A.
Leergewicht / Zuladung: k.A. / k.A.
Kofferraumvolumen: 492-1582 Liter
Anhängelast: 1000 kg
Preis: ab 33.990 Euro
Testwagenpreis: 41.690 Euro
(Quelle: Frank Wald, cen)