29. Oktober 2025
Fahrbericht Mitsubishi Eclipse Cross Electric: Neustart mit Stromanschluss
Mit 4,49 Metern Länge ist der neue Eclipse Cross exakt so lang wie sein französischer Zwilling. Doch anders als bei den badge-engineerten Modellen Colt (Clio) und ASX (Captur) haben sich die Designer diesmal sichtbar Mühe gegeben, dem Japaner ein eigenständiges Gesicht zu verleihen. Die weitgehend geschlossene Front trägt die bekannte „Dynamic Shield“-Designsprache, neu interpretiert mit großen LED-Tagfahrleuchten in J-Form. Der Kühlergrill ist nur noch angedeutet, wirkt dank der wabenförmigen Struktur dreidimensional. Das Heck trägt das markentypische sechseckige Hexagon-Motiv, während eine Chromspange an der C-Säule für etwas Extraglanz sorgt. Der Eclipse Cross steht auf 19- oder 20-Zoll-Felgen, die Seitenlinie verläuft nach hinten abfallend mit einem Hauch Coupé.
Auch innen geht Mitsubishi einen Schritt weiter. Während die Architektur klar vom Renault stammt, sorgt eine feine Materialauswahl für japanisches Flair. Kunstleder auf vielen Flächen, Ambientebeleuchtung und solide Verarbeitung bestimmen das Bild. Das 12-Zoll-Kombiinstrument und der ebenso große Touchscreen bringen die gewohnte Renault-Technik samt Google Maps, Assistant und Play Store an Bord. Android Auto und Apple CarPlay funktionieren kabellos. Ab der Topausstattung „Diamant Top“ darf man sich zudem über ein elektrochromatisches Panorama-Glasdach freuen, das sich stufenlos abdunkeln lässt – ein Komfortmerkmal, das sonst nur in teureren Premium-SUVs zu finden ist.
Mitsubishi will den neuen Eclipse Cross als „Langstreckengleiter mit Premium-Anspruch“ positionieren. Dafür gibt es gleich zu Beginn die große Batterie: 82 Kilowattstunden Speicherkapazität versprechen laut WLTP bis zu 635 Kilometer Reichweite. Ein Wert, der ihn mitten in die Liga von Tesla Model Y und Hyundai Ioniq 5 katapultiert – zumindest auf dem Papier. In der Praxis sind realistische 450 Kilometer drin, wie unsere erste Testfahrt auf den kurvigen Gebirgsstraßen Mallorcas zeigt.
Unter dem Blech steckt jedoch französische Ingenieurskunst: Die Plattform nennt sich „AmpR Medium“ mit 400-Volt-Architektur aus dem Allianz-Baukasten. Dort arbeitet ein 160 kW starker Elektromotor, der die Vorderräder mit 218 PS und 300 Newtonmetern Drehmoment antreibt. Der Sprint auf 100 km/h gelingt damit in 7,9 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit endet bei 170 km/h. Damit ist der Eclipse Cross kein Sportler, aber ein souveräner Cruiser. Der Motor arbeitet leise, die Kraftentfaltung verläuft harmonisch. Am Lenkrad lassen sich der Fahrmodus einstellen, eine große Veränderung bewirkt allerdings keiner der drei Modi.
Das Fahrwerk federt geschmeidig und dämpft selbst grobe Unebenheiten, ohne die Karosserie schwammig wirken zu lassen und auch auf holprigen Nebenstraßen bleibt der Stromer gelassen. Die 20-Zoll-Räder des Topmodells filtern kleinere Stöße sauber heraus, selbst bei welligem Asphalt bleibt das Auto stoisch auf Spur. Die Lenkung wirkt angenehm direkt, könnte jedoch etwas mehr Rückmeldung liefern. In engen Serpentinen macht sich das Gewicht von über zwei Tonnen durchaus bemerkbar, doch die Balance stimmt.
Der Verbrauch pendelte sich bei unserer gemischten Fahrt aus Autobahn, Landstraßen und kurvigen Bergpassagen auf rund 18 Kilowattstunden pro 100 Kilometer ein. Damit liegt der Eclipse Cross im realistischen Mittelfeld – kein Sparwunder, aber effizient genug für Alltag und Langstrecke. Die Rekuperation lässt sich in drei Stufen anpassen, ab der Linie Diamant Plus auch über Schaltwippen am Lenkrad. Wer mag, aktiviert den One-Pedal-Modus, in dem der Wagen beim Lupfen des Gaspedals bis zum Stillstand verzögert.
Beim Laden bringt die französische Basis solide, wenn auch keine Spitzenwerte. Die 400-Volt-Architektur erlaubt Schnellladen mit bis zu 150 Kilowatt. Von 15 auf 80 Prozent dauert es laut Mitsubishi 37 Minuten. Serienmäßig gibt’s einen 11-kW-Onboardlader, wer 22 kW AC-Ladeleistung möchte, zahlt 1600 Euro Aufpreis. So lässt sich der Akku in rund fünf Stunden vollständig füllen – statt der sonst üblichen neun. Für den Alltag und die Reise reicht das allemal, auch wenn Wettbewerber mit 800-Volt-Technik deutlich schneller laden.
Das Platzangebot ist großzügig. Die Sitze bieten ordentlichen Seitenhalt, könnten aber längere Oberschenkelauflagen vertragen. Im Fond sitzt man angenehm, wenngleich der hohe Fahrzeugboden – unter dem sich die Batterie verbirgt – die Beine leicht anwinkeln lässt. Dank 2,78 Meter Radstand genießen Fondpassagiere reichlich Beinfreiheit, und der Kofferraum fasst zwischen 487 und 1670 Liter, die allerdings erst über eine hohe Ladekante gewichtet werden müssen. Weitere Wermutstropfen: Nach dem Umklappen der Rücksitze bleibt eine Stufe, ein ebener Ladeboden fehlt. Für sperrige Gegenstände ist das unpraktisch. Die maximale Anhängelast liegt bei nur 1100 Kilogramm – genug für kleine Hänger oder E-Bikes, aber kein Wert für schwere Wohnwagen.
Mitsubishi bietet den Eclipse Cross in vier Ausstattungslinien an: Diamant, Diamant Plus, Diamant Top und Diamant Top mit Luxury-Paket. Letzteres hebt den Komfort spürbar an: elektrisch verstellbare Sitze mit Memory- und Massagefunktion, Harman-Kardon-Soundanlage mit neun Lautsprechern, 20-Zoll-Felgen und das bereits erwähnte Solarbay-Dach. Das Interieur in schwarzem Kunstleder wirkt hochwertig, die Bedienung dank klar strukturierter Menüs intuitiv. Kleine Eigenheiten wie der separate Audio-Bedienstock an der Lenksäule stammen unverkennbar aus der Renault-Welt.
Auch in punkto Assistenzsysteme ist der Eclipse Cross bestens gerüstet: Spurführung, adaptiver Tempomat, Verkehrszeichenerkennung, 360-Grad-Kamera, Notbrems- und Totwinkelassistent sind je nach Ausstattungsstufe serienmäßig oder optional. Besonders wohltuend ist die Möglichkeit, die Systeme individuell zu kombinieren und per Knopfdruck zu aktivieren.
Preislich startet der Mitsubishi Eclipse Cross Diamant Plus mit großer Batterie bei 47.990 Euro, und ist damit die Version Diamant Top bei 52.790 Euro. Mit Luxury-Paket klettert der Preis auf 56.190 Euro. Eine Einstiegsvariante mit kleinerem 60 kWh-Akku und 125 kW (170 PS) starkem Elektromotor soll Mitte 2026 folgen. Die gleiche Kombination gibt es auch als Basismodell für den Renault Scenic und kostet knapp über 40.000 Euro. Wie gewohnt bietet Mitsubishi eine großzügige Garantie: fünf Jahre auf das Fahrzeug, erweiterbar auf acht Jahre bei Wartung in Vertragswerkstätten.
Dass der Eclipse Cross ein Renault im Kimono ist, lässt sich nicht leugnen. Aber Mitsubishi hat dem Franzosen einen Schuss japanische Ernsthaftigkeit und Noblesse verliehen. Das Ergebnis ist ein Elektro-SUV, das Komfort, Reichweite und Stil überzeugend verbindet, bei Kofferraum und Variabilität noch etwas schwächelt. Nach Jahren der Funkstille im Elektrosegment ist dieser Eclipse Cross für Mitsubishi ein Neustart mit Stromanschluss.
Daten Mitsubishi Eclipse Cross
Länge x Breite x Höhe (m): 4,49 x 1,91 x 1,57
Radstand (m): 2,78
Antrieb: Elektrisch, 160 kW (218 PS), Frontantrieb, 1-Gang-Automatikgetriebe
Max. Drehmoment: 300 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 7,9 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 15,9-16,8 kWh
Batteriekapazität: 87 kWh
Reichweite (WLTP): 635 km
Max. Ladeleistung: 11 /22 kW AC / 150 kW DC
Leergewicht / Zuladung: 2180 kg / k.A.
Kofferraumvolumen: 487-1670 Liter
Anhängelast: 1100 kg
Preis: ab 47.990 Euro
(Quelle: Frank Wald, cen)