16. Oktober 2025
Fahrbericht Audi Q3: Sportlicher Komfort und technische Finesse
Im Juni wurde er auf dem großen Platz vor dem Audi Forum in Ingolstadt statisch präsentiert, jetzt war er erstmals zu fahren: Der Audi Q3 in seiner nunmehr dritten Generation. Der Bestseller ist Teil einer Produkt-Offensive, die letztes Jahr nach einer mehrjährigen Pause begonnen hat und noch immer nicht abgeschlossen ist: Demnächst kommen die hochmotorisierten Derivate der neuen Audi-Typen.
Beim Q3 hat Audi hat die Rückmeldungen der Kunden ernstgenommen und das Auto nicht nur rundum modernisiert, sondern vor allem an der Materialanmutung im Interieur gearbeitet. Die ließ bisher zumindest in den Einstiegs-Spezifikationen zu wünschen übrig.
Von außen zeigt sich der neue Audi Q3 selbstbewusst. Audi preist die Proportionen als „sorgfältig ausbalanciert“ – unter anderem mit einer um vier Zentimeter längeren Motorhaube. Besonders auffällig ist die neue Kommunikationsfarbe „Madeirabraun Polarmatteffekt“, die beim Sportback für einen Aufpreis von 2450 Euro erhältlich ist – deutlich günstiger als andere Sonderfarben aus dem Audi-exclusive-Programm und ein
auffälliges Statement.
Die Front des Q3 profiliert sich mit ihrem großen Kühlergrill und den schmalen, pfeilförmigen Scheinwerfern. Das hat man so auch schon woanders gesehen, nicht zuletzt bei sämtlichen Audi-Typen der letzten Jahre. Die an den A6 erinnernden Heckleuchten überzeugen, die Bremslichter strahlen taghell. Der unter Marc Lichte entworfene Q3 setzt sich deutlich vom Vorgänger ab, der richtig große Designsprung bleibt aber den Baureihen überlassen, die unter dem neuen Chefdesigner Massimo Fraschella entstehen.
Im Innenraum zeigt Audi, dass die Kritik am Vorgänger verstanden wurde. Das Hartplastik wurde an den Türen weiter nach unten verbannt, das Cockpit wirkt hochwertig, es gibt sogar zwei Holz-Dekore. Farblich herrscht allerdings Tristesse: Alle Sitzvarianten sind schwarz. Beim Vorgänger gab es noch einen edlen Braunton und eine freche Variante in orange. Alcantara wird im Q3 nicht angeboten, immerhin gibt es optional einen ähnlichen Ersatzstoff.
Die Displays, inklusive des gestochen scharfen Head-up-Displays, sind klar und übersichtlich gestaltet, mit einem reinen Schriftweiß von technischer Perfektion. Die nächtliche Ambientebeleuchtung schafft eine angenehme Atmosphäre und leuchtet präzise aus, ohne abzulenken.
Ein echter Höhepunkt sind die neuen Schaltersatelliten hinter dem Lenkrad. Er ersetzt lange Hebel und ermöglicht eine ergonomische Bedienung, etwa des Scheibenwischers, der mit dem linken Mittelfinger spielend leicht gesteuert werden kann. Die klaren Rast- und Schaltpunkte vermitteln ein Gefühl von Präzision und Solidität. Audi testet dieses Konzept erstmals im Q3 und plant, es je nach Kundenresonanz auf weitere Modelle auszuweiten. Die serienmäßig verschieb- und neigbare Rückbank sorgt für viel Flexibilität für Familien oder Outdoor-Enthusiasten.
Wie fährt sich der neue Q3? „Sportlicher Komfort ist Audi-DNA“, so der Hersteller, und der neue Q3 trägt diese Philosophie spürbar mit sich: Gegenüber dem Vorgängermodell hat Audi die Fahrdynamik nochmals verbessert. Die Lenkung ist präzise, das Wank- und Nickverhalten wurde verbessert, und das Fahrwerk passt sich dank neuer Technologien perfekt an den Fahrstil des Lenkers an.
Herzstück dieser Verbesserungen sind die neuen Zwei-Ventil-Stoßdämpfer, bei denen Zug- und Druckstufe separat gesteuert werden können – eine Konzerntechnologie, die bereits auf der J1-Plattform im Audi e-tron GT und Porsche Taycan zum Einsatz kommt. Die spezifische Abstimmung für den Q3 vereint Komfort und Dynamik auf ausgewogene Weise.
Die Testfahrzeuge im schottischen Glasgow waren mit der Wunschkonfiguration der Fahrwerksingenieure (und der Fotografen) ausgestattet: Progressivlenkung, 20-Zoll-Räder und Zwei-Ventil-Dämpfer. Diese Kombination macht den Q3 agil und reaktionsschnell, ohne dass der Komfort darunter leidet.
Allerdings gibt es bei der Wahl der Felgen einen wichtigen Punkt zu beachten: Zwischen 17-Zoll- und 20-Zoll-Rädern liegt ein Gewichtsunterschied von vier Kilogramm, was sich auf die ungefederte Masse auswirkt. Kleinere Felgen mit höherem Reifenquerschnitt bieten mehr Komfort, während die größeren Felgen mit niedrigerem Querschnitt die Seitenkräfte schneller aufnehmen und somit dynamischeres Fahren ermöglichen. Hier muss jeder Käufer seine Prioritäten setzen, wir würden die 19-Zöller wählen.
Der optionale Quattro-Antrieb, der mit einem „Offroad Plus“-Fahrmodus inklusive Geländeassistenten ausgestattet ist, spielt beim Q3 eine eher symbolische Rolle, ist aber eine sinnvolle Ergänzung für Fahrer, die gelegentlich abseits asphaltierter Straßen unterwegs sind. Im Gegensatz zu vielen elektrischen SUV dient das angehobene Profil beim Q3 nicht dem optischen Kaschieren der Batterien, sondern es bringt tatsächlich mehr
Bodenfreiheit. Warum der Offroad-Modus „Plus“ heißt, bleibt übrigens ein Rätsel.
Die Motorenpalette des Q3 bietet etwas für viele Kunden, wobei die Kundenpräferenzen interessant sind: 30 Prozent der Käufer des Vorgängermodells entschieden sich zuletzt für die Einstiegsmotorisierung, immerhin 15 Prozent für den politisch verfemten, objektiv jedoch sauberen und sparsamen Diesel – eine Zahl, die dank der Abkehr von Elektrofahrzeugen in manchen Fahrzeugflotten sogar wieder steigt.
Im Test überzeugte uns der 150-PS-Diesel (110 kW) besonders; er bietet für einen Aufpreis von 2300 Euro stolze 110 Newtonmeter mehr Drehmoment als der gleich starke Ottomotor. Dieses Plus an Durchzugskraft macht den Q3 spürbar ausgewogener und erhöht den Fahrkomfort deutlich. Natürlich ist der TFSI für die meisten Alltagssituationen völlig ausreichend. Ein echter Wermutstropfen: Es gibt keine Handschaltung mehr. Ein steuerlich privilegiertes Highlight ist der e-Hybrid, der eine elektrische Reichweite von bis zu 119 Kilometern bieten will. Übrigens könnte es auch wieder einen RS Q3 geben, dann mit dem legendären Fünfzylinder-Turbo.
Audi ist seit jeher ein Vorreiter in Sachen Lichttechnologie, und der neue Q3 macht da keine Ausnahme. Für einen Aufpreis von 1240 Euro erhält man das LED-Matrix-Licht, das nicht nur die Straße hervorragend ausleuchtet, sondern auch durch innovative Funktionen überzeugt. Bei Nachtfahrten wird die tatsächliche Fahrzeugbreite (inklusive Außenspiegel) auf die Straße projiziert, was das Einschätzen der Spur, etwa in Baustellen, erleichtert. Ein plötzlich erscheinender Pfeil warnt vor zu großer Nähe zum Straßenrand oder vor Verkehr im toten Winkel – eine Funktion, die zunächst unnötig erscheint, das Fahren im Alltag jedoch entspannter macht. Die Akustikverglasung der vorderen Türscheiben (Teil des Tech-Pakets) reduziert die Außengeräusche merklich.
Der neue Audi Q3 startet bei 44.600 Euro und bietet damit ein rundum solides Paket: makellos abgestimmte Lenkung, Bremsen und Antrieb, ein hochwertiges Interieur und eine Fahrdynamik, die Komfort und Sportlichkeit gekonnt vereint. Die Verarbeitung entspricht der bekannten Audi-Qualität, und technische Finessen wie das LED-Matrix-Licht oder der innovative Schaltersatellit setzen Akzente. Wir raten zum 150 PS starken 2.0 TDI, der dem gleich starken und nur wenig günstigeren 1.5 TFSI spürbar überlegen ist. Quattro-
Aficionados müssen zum 2.0 TFSI aufsteigen, den es mit 204 PS (150 kW) oder mit 265 PS (195 kW) gibt, wobei bei der stärkeren Variante leider das aufdringlich gestylte S-Line-Paket obligatorisch ist.
Gegen Aufpreis gibt es außerdem die Fließheck-Variante „Sportback“, die objektiv mit ihrem kleineren Gepäckraum (minus 97 Liter bei Beladung bis zum Dach) nur Nachteile bietet. Und auch für den Plug-In-Hybrid können wir uns nicht erwärmen: Er leistet zwar auf dem Papier 272 PS (200 kW/), basiert jedoch auf dem 1,5-Liter-TFSI, verfügt nur über Frontantrieb, hat sechs statt sieben Gänge und ist viel langsamer als die 2,0-TFSI-Quattros. Und das Gepäckraumvolumen verringert sich wegen der großen Akkus um weitere 113 Liter.
Zu den wichtigsten Konkurrenten des neuen Audi Q3 zählen unter anderem der BMW X1 und der Mercedes-Benz GLA, aber auch Individualisten wie der Alfa Romeo Tonale, der DS 7 oder der Lexus NX.
Daten Audi Q3 TDI
Länge x Breite x Höhe (m): 4,53 x 1,86 x 1,59
Radstand (m): 2,68
Antrieb: R4-Turbo, 1968 ccm, Frontantrieb, 7-Gang-Doppelkupplungs-Automatik
Leistung: 110 kW / 150 PS bei 3000-4200 U/min
Max. Drehmoment: 360 Nm bei 1600-2750 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 208 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 9,2 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 5,3 l/100 km
CO2-Emissionen: 139 g/km (Emissionsklasse E)
Leergewicht (EG) / Zuladung: min. 1700 kg / max. 525 kg
Kofferraumvolumen: 488-1386 Liter
Grundpreis Deutschland: 46.900 Euro
(Quelle: Matthias Knödler, cen)